Malteser-Führungsgremium nimmt virtuell die Arbeit auf

Der Regionalleiter der Malteser in Nordrhein-Westfalen
Ab dem 1. April 2020 ist Rudolph Herzog von Croÿ Regionalleiter der Malteser in Nordrhein-Westfalen. (Foto:Malteser)

Köln, Eigentlich sollte am Wochenende (28. u. 29. März 2020) der neue Regionalrat NRW der Malteser mit einer Klausurtagung seine Arbeit aufnehmen. Eigentlich sollte erstmals mit Rudolph Herzog von Croÿ ein Regionalleiter im Beisein vieler Gäste aus Politik, Kirche und Hilfsorganisationen durch den Präsidenten des Malteser Hilfsdienst e.V., Georg Khevenhüller, berufen werden. Eigentlich hatte bis vor knapp einem Monat noch niemand die Phantasie sich auszumalen, welche radikalen Einschränkungen des Alltags mit der Corona-Pandemie einhergehen. Mittlerweile sind die Malteser als Hilfsorganisation in vielerlei Hinsicht in dieser neuen Realität angekommen und gefordert. Gremiensitzungen und offizielle Festakte wurden bereits vor drei Wochen bis auf unbestimmte Zeit verschoben oder abgesagt. Dennoch nimmt das neue Malteser-Führungsgremium in NRW am Wochenende offiziell seine Arbeit auf, auch wenn es nur virtuell sein wird.
 
Seit Ende Dezember 2019 gelten im Malteser Hilfsdienst e.V. eine neue Satzung und ein neuer Leitfaden. Als ehrenamtlich geprägte Hilfsorganisation bilden Satzung und Leitfaden die Leitplanken, ja die DNA der Helfergemeinschaft unter dem achtspitzigen Malteser-Kreuz. Gerade in Nordrhein-Westfalen wurde dieser Prozess in den vergangenen zwei Jahren lebhaft und kritisch begleitet. Regional- und Landesgeschäftsführerin Dr. Sophie von Preysing und der neue Regionalleiter Rudolph Herzog von Croÿ  sind sich darin einig, dass dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist und beide als Team weiterhin Überzeugungsarbeit vor Ort in den knapp 200 Gliederungen leisten müssen. Beide sind davon überzeugt, dass der Malteser Hilfsdienst e.V. zukunftsfähig und gut aufgestellt ist. Dass gleich die erste Bewährungsprobe die größte Krise ist, die die Welt seit dem 2. Weltkrieg durchlebt, konnte vor wenigen Wochen noch niemand ahnen. Die Tatkraft und Einsatzbereitschaft der Malteser sei jedenfalls ungebrochen. „Wir arbeiten hier als Region sehr eng und vertrauensvoll zusammen. Das ist genau die Richtung, in die wir gehen wollen.“ Das Malteser-Team NRW sei intakt, stellen Sophie von Preysing und Herzog von Croÿ erfreut fest. Es werde auch eine Zeit nach der Corona-Pandemie geben. Das werde dann die Zeit des persönlichen Dankes sein. Auf den gewonnenen Erfahrungen einer diözesanübergreifenden Zusammenarbeit könne man sehr gut aufbauen.
 

Zur Person: Rudolph Herzog von Croÿ

Nach Studium und Arbeit in Kanada zog es Rudolph Herzog von Croÿ mit seiner Frau und ihrem ersten Kind – fünf weitere sollten folgen – wieder zu seinen Wurzeln nach Dülmen-Merfeld, wo er 1955 geboren und aufgewachsen war. Mit 35 Jahren erhielt er 1990 die Anfrage, das Ehrenamt des Diözesanleiters im Bistum Münster zu übernehmen. Nun, nach fast 30 Jahren im (Spitzen-) Ehrenamt dürfte das auch für die Malteser rekordverdächtig sein.

Bei vier Diözesangeschäftsführer mit jeweils ihrem ganz eigenen Stil hat Herzog von Croÿ stets für Kontinuität und den Blick für das Machbare gesorgt. Dabei legte der Malteser Hilfsdienst im Bistum Münster eine rasante Entwicklung hin. Von gerade einmal 5.000 Fördermitgliedern 1990, ohne die Ehrenamt nicht funktioniert, stieg die Zahl auf heute über 45.000. Von 500 Aktiven auf über 3.000. Seit Jahren sind diese Zahlen auf hohem Niveau stabil. Das zeigt, dass die Malteser für Aktive und Förderer attraktiv sind.

Das soziale Ehrenamt wurde in seiner Zeit gestärkt und deutlich ausgebaut; besonders hervorzuheben ist hier der Aufbau der Demenzarbeit (2015 Café Malta und Besuchs- und Entlastungsdienst, 2018 Kulturbegleitdienst), seit 2018 der Wärmebus für Obdachlose in Münster. In der Flüchtlingskrise 2015 wurden verschiedene Einrichtungen betrieben. Ein Integrationsdienst wird heute an drei Standorte fortgeführt. „Wenn man das Glück hat, auf der Sonnenseite des Lebens aufgewachsen zu sein, ist es wichtig, auf diejenigen zu achten, welche weniger Glück im Leben haben, und diesen Menschen auch zu helfen”, betont Herzog von Croÿ bei vielen Gelegenheiten.

Mit „Malteser 2000“ und der Einrichtung der Region Nordrhein-Westfalen Ende der 90er Jahre wurde er zusätzlich Landesbeauftragter des Malteser Hilfsdienstes in Nordrhein-Westfalen. Als Diözesanleiter war es dem gelernten Land- und Forstwirt wichtig, sich einen Überblick im Bistum zu verschaffen, um so ermitteln zu können, wo was gebraucht wird. „Es gibt viele Projekte, die Unterstützung benötigen, aber ebenso wichtig ist es, auch auf die Menschen zu achten, die in dieser Situation als Helfende auftreten. Wir müssen darauf achten, sie nicht zu überlasten. Wenn ich sehe, welche tragischen Schicksale sich bei der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung offenbaren, wird einem bewusst, wie wichtig eigentlich Nächstenliebe für die Gesellschaft ist.“

In seine Zeit als Diözesanleiter fielen Ereignisse wie die Hilfen für Flüchtlinge vor dem Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien in den neunziger Jahren, die Erdbebenhilfe 1999 in der Türkei, vielfältige Hilfen in Mittel- und Osteuropa, aber auch die Fluthilfe 2013 an der Elbe und die Einsätze beim Weltjugendtag und beim Besuch des Heiligen Vaters in Freiburg. Das 900 jährige Ordensjubiläum 1999 und das 50 jährige Hilfsdienstjubiläum 2003 wurden in Münster professionell in Szene gesetzt und der Katholikentag 2018 mit Bravour gemeistert. In seine Ära fiel auch die Britische Militärmusikschau, die bis 2007 rund 1 Million Euro für die Arbeit der Malteser einspielte und ohne Herzog Croÿ kaum denkbar gewesen wäre. Rund 1 Million Euro sammelten auch die Westfälischen Nachrichten 2010 für die Haiti-Hilfe der Malteser. Ein starkes Zeichen des Vertrauens in die Arbeit der Malteser, für die Rudolph Herzog von Croÿ immer stand und auch weiterhin stehen wird.