Malteser organisieren in NRW Unterstützungssystem mit ukrainischen Psychologen

Frank C. Waldschmidt, Dr. Sophie von Preysing, Professorin Dr. Oksana Kredentser, Sergej Klimov (Malteser Bildungszentrum Euregio Aachen, v.l.n.r.) Foto: Malteser

Köln/NRW. Die Malteser in NRW bauen mit ukrainschen Psychologen ein Unterstützungssystem zur Betreuung ihrer gefüchteten Landsleute auf. Dabei werden sie von Professorin Dr. Oksana Kredentser vom Psychologischen Institut der Nationalen Wadym-Hetman-Wirtschaftsuniversität Kiew beraten. Sie wohnt mit ihrer Familie jetzt vorübergehend im Kreis Euskirchen.

Flüchtlinge aus der Ukraine befinden sich unter permanentem Stress. Die eigenen Erlebnisse, die Flucht, Ungewissheit ob der Rückkehr und Angst um Angehörige lassen sie nicht zur Ruhe kommen. Erst bei der Ankunft in der physiologischen und psychologischen Sicherheit zeigen sich die Auswirkungen von Trauma und Flucht sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen, sagt Frank C. Waldschmidt von den Maltesern in NRW. 

Die psychologische Stabilisierung und Traumaprävention mit sprachlicher und kultureller Relevanz hier in Deutschland sei für Kinder, Jugendliche und Erwachsene daher extrem wichtig. Der Psychotherapeut und Leiter Psycho-soziale Notfallvorsorge (PSNV) in NRW organsiert daher jetzt ein Unterstützungssystem mit ukrainischen Fachpsychologen, die zum Teil selbst vor dem Krieg in ihrer Heimat geflüchtet sind. Beraten wird er dabei von Professorin Dr. Oksana Kredentser vom Psychologischen Institut der Nationalen Wadym-Hetman-Wirtschaftsuniversität Kiew, die mit der Hilfe der Malteser jetzt mit ihrer Familie im Kreis Euskirchen ein vorübergehendes Zuhause finden konnte.

„Das ist ein absoluter Glücksfall“, betont Waldschmidt, der seit fast acht Monaten im Kreis Euskirchen und NRW die psychologische Unterstützung für Betroffene der Flut organisiert. Aufgrund der Sprach- und Kulturbarriere könnten deutsche Fachpsychologen nur bedingt tätig werden. „Gemeinsam mit Oksana Kredentser arbeiten wir gerade an den notwendigen Angeboten, die zu einem Teil auch online stattfinden werden. „Wir wollen keine Zeit verlieren und auch Prof. Kredentser brennt darauf, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können“, beschreibt Waldschmidt die Situation. „Schließlich verfügt sie über Kontakte zu weiteren geflüchteten oder hier in Deutschland ansässigen Fachpsychologen, aber auch zu Expertinnen und Experten in der Ukraine, die diese Arbeit von dort unterstützen möchten“. Geplant ist der Aufbau einer kurz-, mittel und langfristigen Unterstützung, die in ihrer letzten Phase in der Ukraine stattfinden soll. Angedacht ist eine langfristige Kooperation mit der Expertin und ihrem Institut.

Dr. Sophie von Preysing, Regional- und Landesgeschäftsführerin der Malteser in NRW, freut sich, dass die Malteser im Kreis Euskirchen jetzt schon einen zweiten landesweit strahlenden Leuchtturm mit ihrer Expertise rund um Psycho-soziale Unterstützungsleistungen setzen können. Nach einem Treffen mit Oksana Kredentser ist sie aber auch sehr zufrieden damit, dass die Malteser ein klares Signal aussenden: „Ihr seid hier willkommen und Eure Talente werden hier jetzt hier und später wieder in der Heimat gebraucht.“

Schon bald möchten die Malteser ihr Angebot den Kommunen und Kreisen zur Verfügung stellen. Finanziert wird die Arbeit zunächst aus Spenden für die Ukraine-Hilfe der Malteser.