Zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Zurück in ein normales Leben – Psychologische und materielle Hilfen sehr gefragt

Die Malteser beraten Betroffene der Hochwasserkatastrophe bei der Beantragung der Wiederaufbauhilfen (Foto: Dirk Moll/Malteser)

Köln. Auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben die Menschen weiter hohen Beratungs- und Finanzierungsbedarf.

„Es ist schon viel geschafft auf dem Weg zurück in ein normales Leben. Aber psychische Belastungen bis hin zu schweren Traumata sind ein tägliches Thema in unseren Fluthilfebüros, Einrichtungen und mobilen Teams. Und finanzielle Einzelfallhilfen für Hausrat und Gebäudesanierungen werden auch im dritten Jahr gefragt sein“, berichtet der Bundesbeauftragte der Malteser Fluthilfe, Wolfgang Heidinger.

Mehr als 25.000 Menschen haben die allgemeine Lebensberatung, Therapieangebote und psychosoziale Fachberatung sowie Kurzzeitinterventionen der Malteser in den vergangenen zwei Jahren in Anspruch genommen. Individuelle Erstgespräche, stabilisierende Psychotherapie, Trauergespräche und kreativpsychologische Angebote gehörten ebenso dazu wie Gruppenangebote, hier vor allem für Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen. An diesen Kultur-, Freizeit- und Ferienangeboten nahmen mehr als 8.500 Personen teil.

Mehr als 30 Millionen Euro für Betroffene

Insgesamt haben die Malteser seit der Flutkatastrophe 26,3 Mio Euro an die Betroffenen geleistet. Zusätzlich unterstützen die Malteser Projekte, die das Gemeinwesen in den betroffenen Orten stärken. Bis Mitte 2024 sind das 31 Projekte im Wert von 5,5 Mio Euro in beiden Bundesländern, mit einem Schwerpunkt auf dem Ahrtal in Rheinland-Pfalz.

Einzelfallhilfen für 1.500 private Haushalte, um Hausrat wiederzubeschaffen oder Kosten zur Gebäudesanierung zu decken, belaufen sich bisher auf acht Millionen Euro, weitere rund vier Millionen sind demnächst zu erwarten. Mit der Einzelfallhilfe kann auf Antrag bei den Maltesern der 20-prozentige Eigenanteil an den Gesamtkosten verringert oder sogar ganz geschlossen werden. Zuvor müssen die Betroffenen die staatliche Unterstützung von 80 Prozent beantragt haben. „Die meisten Menschen brauchen ein offenes Ohr für ihre Sorgen und eine fachkundige Beratung, um die Anträge richtig auszufüllen. Wir helfen ihnen dabei“, sagt der Malteser Bundesbeauftragte. Denn das Ziel ist es, „die Anträge so gut vorzubereiten, dass dem Antrag voll und ganz entsprochen wird und die Menschen alle Hilfe bekommen, die sie brauchen“, so Wolfgang Heidinger.

Der anhaltende Mangel an Gutachtern, Handwerkern und Planern ist für viele der Betroffenen ein Grund, Anträge spät oder bisher gar nicht zu stellen.  „Es wird noch zwei Jahre dauern bis die allermeisten Betroffenen ihr Recht auf Unterstützung geltend gemacht haben“, glaubt der Bundesbeauftragte. Für das Vorankommen spielt natürlich auch die psychische Verfassung eine große Rolle. „Viele an Ahr, Olef und Erft sind müde, ausgebrannt und froh, wenn sie ihren Alltag mit Arbeit und Familie im Griff halten können“, sagt der Psychotherapeut Frank Waldschmidt, der seit den ersten Stunden der Überschwemmungen den Betroffenen persönlich zur Seite steht.

Gemeinwesen wird unterstützt

Einiges, was vor der Flut als sozialer Treffpunkt funktionierte, muss noch aufgebaut werden. Kindertagesstätten, Begegnungscafés, Gemeinderäume oder auch Schulen freier Träger gehören dazu. Mit Containern wurden vorübergehende Räumlichkeiten als Ersatz bereit gestellt, bis die beschädigten Einrichtungen wieder nutzbar sind. Es wurden aber auch neue Orte geschaffen, wo Menschen sich versammeln, reden und auch lachen können. Außerdem gibt es für Kinder und Jugendliche Angebote zur Ferien- und Freizeitgestaltung, die die Mädchen und Jungen vom Alltag ablenken und ihnen Abwechslung bieten.


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