In NRW neigen sich die Sommerferien dem Ende zu und der Rückreiseverkehr sorgt mancherorts für viele Staus. Die Rettungsgasse ist im stehenden Verkehr jedoch oftmals Fehlanzeige, obgleich sie Pflicht ist. Immer wieder gibt es Meldungen darüber, wie sich Rettungskräfte mühsam den Weg bahnen müssen. Wenn sie zu spät ankommen, kann dies für Verunfallte lebensbedrohliche Folgen haben, erklärt Ralf Bischoni, Leiter Rettungsdienst der Malteser in NRW und dort seit 35 Jahren in der Notfallrettung aktiv: „Gerade beim schweren Trauma mit Blutverlust zählt jede Minute und oft kann diesen Patienten nur der Chirurg im Krankenhaus helfen, so dass schnelle Eintreffzeiten gerade hier unglaublich wichtig sind.“ Rettungsgassen sind auf Bundesautobahnen und Außerortsstraßen bei mindestens zwei Fahrstreifen verpflichtend. Die Regel zur Bildung einer Rettungsgasse ist ganz einfach mit der rechten Hand zu merken: Die Lücke zwischen Daumen und Zeigefinger ist die Rettungsgasse - linker Fahrstreifen nach links, alle anderen nach rechts.
Warum es trotz dieser einfachen Regel oft doch nicht klappt? Ralf Bischoni vermutet unterschiedliche Gründe: „Es ist zu großen Teilen Unwissenheit, in Teilen aber auch mangelnde Aufmerksamkeit oder im Vordergrund stehende Individualinteressen. Zudem erleben wir immer wieder, dass Privat-PKW einfach die Rettungsgasse nutzen, wahrscheinlich, um eigene, persönliche Verpflichtungen nicht zu gefährden.“ Die Nutzung der Rettungsgasse ist ausschließlich Einsatzfahrzeugen gestattet – widerrechtliches Befahren wird mit mindestens 240 Euro Strafe und dem Eintrag von zwei Punkten im Verkehrszentralregister sowie einem Monat Fahrverbot geahndet.
Ralf Bischoni liegt das Thema „Rettungsgasse“ auch nach über drei Jahrzehnten im Rettungsdienst am Herzen und er möchte das Bewusstsein schärfen. Wenn jeder sich darüber im Klaren sei, dass auch sein Leben einmal davon abhängen könne, dass Rettungskräfte rasch einträfen, dann sei viel gewonnen, bekräftigt er. Umso wichtiger, dass die Aufmerksamkeit und Konzentration auch bei langen Autofahrten hoch bleiben. Was hilft: Wenn möglich, Fahrerwechsel vornehmen und häufigere Pausen einplanen. Und: Sobald der Verkehr zum Stehen kommt, die Gasse freihalten und häufiger einen Blick in den Rückspiegel werfen. Denn die Rettungsgasse kann Leben retten.