Malteser-Helferin ist seit neun Wochen im Fluthilfe-Einsatz

Martina Zavelberg-Pütz ist seit neun Wochen unentwegt als Malteser Fluthelferin unterwegs. (Fotos: Privat)
Martina Zavelberg-Pütz verlädt eine Kiste mit Einmalgeschirr für die Verpflegung von Helfern und von der Flut betroffenen Bürgern in Rheinberg und Umgebung.
Eine von Martinas Hauptaufgaben ist es, Verpflegung für die Helfer zu organisieren: Eine Gruppe junger Spontanhelfer hat auf einem Parkplatz in Flerzheim Eintopf bekommen und etwas zu trinken.
Malteser transportieren Brötchen, Verpflegung für Helfer und Betroffene.
Die Malteser transportieren auch Geräte und Material, das die Malteser Fluthilfe beschafft hat und das sich Betroffene dann u. a. in der Pallottikirche in Rheinbach abholen können.

Rheinbach. „Ich bin nur ein ganz kleines Licht bei den Maltesern“, sagt Martina Zavelberg-Pütz aus Rheinbach bescheiden über sich selbst. Aber seit der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 wurde die Ehrenamtliche zu einem leuchtenden Vorbild für viele freiwillig Helfende im Flutgebiet. Seit der Flutnacht ist sie unermüdlich im Einsatz, hilft und organisiert Hilfe, wo sie nur kann.
 
Martina Zavelberg-Pütz (58) ist ehrenamtliche Helferin in der Malteser Versorgungsgruppe Meckenheim. Normalerweise arbeitet sie in der Feldküche, kocht im Einsatz und verteilt Essen an Malteser, die Feuerwehr, Einsatzkräfte anderer Organisationen und natürlich auch an die Menschen, denen sie helfen. „Am Flutabend war ich in Alarmbereitschaft versetzt worden,“ erinnert sich Martina. „Deshalb hatte ich die Malteser-Einsatzkleidung schon an.“ Aber sie war noch zu Hause. Ihr Sohn ist bei der freiwilligen Feuerwehr. Abends rief er an. „Mama, kannst Du uns etwas zu essen bringen. Wir sind schon den ganzen Tag im Einsatz. Wir haben Hunger“, erinnert sie sich. So fing alles an.
 
Martina, die auch im Rheinbach-Wormersdorfer Ortsausschuss Vorsitzende ist, sagt: „Wir haben im Ortsausschuss einen größeren Kühlschrank. Da lagerten 300 Brötchen. Die habe ich geholt.“ Dann fuhr sie zum Tankstellenshop. „Vom Betreiber habe ich jede Menge weiterer Brötchen, Käse und Aufschnitt geholt. Die hat er gespendet,“ freut sie sich noch heute über so viel Entgegenkommen. Damit ist sie zur Begegnungsstätte Wormersdorf gefahren und hat belegte Brötchen verteilt. Bis Samstag hat sie dort geholfen.
 
Alle waren so dankbar
 
Unterdessen hatten Spontanhelfende aus Rheinbach das Selbsthilfeteam Pallottikirche gegründet. „Unser Team hat mich ab Montagmittag zur Versorgung der Menschen nach Rheinbach-Oberdrees in die Ludwig-Fett-Mehrzweckhalle geschickt“, sagt sie. Die evakuierten Menschen aus Oberdrees seien in ihre Häuser zurückgekommen. Auch die hätten Hunger gehabt. Martina: „Wir haben herumtelefoniert. Jeder hat etwas zu essen vorbeigebracht. Wir haben eine Vollversorgung aufgebaut. 300 Schnitzel haben wir beispielsweise anbieten können.“  Gerührt erzählt sie: „Alle waren so dankbar. Gestandene Männer haben geweint, weil wir ihnen eine Tasse Kaffee in die Hand gedrückt haben.“
 
So sei es auch in den nächsten Tagen weiter gegangen. Die Meckenheimer Malteser waren alle im Einsatz. Sie hätten die medizinische Versorgung durchgeführt.  „Aber alle Kolleginnen und Kollegen aus unserem Versorgungstrupp haben mir geholfen“, betont Martina. Die speziell ins Leben gerufene Malteser Fluthilfe habe alles geliefert, was sie bestellt habe. Seit nunmehr neun Wochen seien auch die anderen Meckenheimer Malteser immer wieder und mit unterschiedlichen Aufgaben im Einsatz. Martina: „Jeder hier weiß, dass wir Malteser mit anpacken.“
 
Ehemalige Kirche wird Hilfszentrum
 
Martina arbeitet nun im Selbsthilfezentrum.  „Wir haben in der Pallottikirche, einer entweihten Kirche in Rheinbach, ein Hilfszentrum aufgebaut. Hier kann man alles bekommen, vom Hygieneartikel, über Kühlschränke bis zum Bautrockner. Jetzt bin ich schon seit neun Wochen im Einsatz. Ich organisiere viel, manage viel am Telefon.“ Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend. Aus Oberhausen seien beispielsweise 500 Essen angeliefert worden. Zuerst zufällig. Doch dann sei der Lastwagen mit den gespendeten Mahlzeiten an fünf Tagen hintereinander gekommen.
Martinas blaues Malteser T-shirt gehört zum Bild im Hilfszentrum in der Pallottikirche.

Verpflegung, Helfer und Material vermitteln sind ihre Hauptaufgaben. Das Zentrum steht mit 23 weiteren Hilfszentren im Flutgebiet in Kontakt. Sie helfen sich untereinander. Was das eine nicht hat, stellt das andere zur Verfügung. Kommuniziert wird über eine WhatsApp-Gruppe: „Ich brauche dringend …“ Dann geht es weiter per Telefon.
 
Malteser Fluthilfe NRW lobt das Engagement
 
Auch die Kolleginnen und Kollegen von der Malteser Fluthilfe kooperieren  mit dem Hilfszentrum Pallottikirche. „Wir haben zum Beispiel tonnenweise Nahrungsmittel dorthin geliefert und etliche Powermoon Lampen, damit die Betroffenen bei genügend Licht Sachspenden auswählen können“, sagt der Malteser Fluthilfe-Koordinator für NRW, Axel Rottländer. „Das Zentrum hat uns auch dabei geholfen, die Auszahlung von jeweils 2500 EUR Soforthilfe für viele besonders bedürftige Flutopfer aus Rheinbach und den umliegenden Ortschaften zu organisieren.“ Auch wenn es um die Unterstützung der Hilfsinitiativen rund um Rheinbach gehe, arbeite die Malteser Fluthilfe gerne mit der Pallottikirche zusammen. „Was Frau Zavelberg-Pütz und das Team Pallottikirche auf die Beine gestellt haben, verdient großes Lob“, sagt Rottländer. „Es zeigt auch, dass Malteser-Hilfe für Flutopfer ganz schön vielfältig, aber immer nah am Menschen ist.“
 
Zusammengehörigkeitsgefühl tut gut
 
Martina Zavelberg-Pütz macht seit 30 Jahren ehrenamtliche Arbeit. „Die Dorfgemeinschaft ist zusammengewachsen. Die Dörfer helfen sich gegenseitig. Wir bekommen unglaublich viel Hilfe von außen.“ Sachspenden, Geld, aus ganz Deutschland, aus den Niederlanden, der Schweiz, Belgien, Norwegen, Schweden. „Wir spüren ein Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt sie „Das hätten wir nie geglaubt, das trägt einen ein wenig.  Es lässt das Leid besser ertragen.“ Das gelte vor allem für die Menschen, die Vieles verloren hätten.  „Ich bin katholisch. Ich arbeite hier mit der Freien Evangelischen Gemeinde zusammen. Kein Problem.“ Zwischen 80 bis 400 Helfer kämen täglich. 
 
Was während der Flut schiefgelaufen sei, interessiere sie im Augenblick nicht, sagt die Malteser Helferin. „Wir müssen nach vorne schauen. Wir brauchen die Kraft und das Gefühl, dass wir nicht allein sind. Dass in Deutschland so etwas passiert, beeindruckt mich. Das trägt mich. Diese Hilfsbereitschaft, diese Solidarität war in Deutschland völlig vergraben. Jetzt ist sie da. Unglaublich! Es ist so ein schönes Gefühl!“