Nach Großbrand in Essen: Malteser Helfer berichtet

Sebastian Smitmans, Malteser Katastrophenschützer aus Essen (Foto: Malteser)

Essen. Der Malteser Sebastian Smitmans aus Essen arbeitet ehrenamtlich als Katastrophenschützer. Er gehörte zu den Ersten, die den Betroffenen nach dem Großbrand in Essen geholfen haben. Smitmans hat dem WDR kurz nach dem Brand das folgende Interview gegeben.

Die rund 100 Menschen, die nach dem Großbrand in Essen ihr Zuhause verloren haben, wurden erstmal im Audimax der Universität untergebracht. Dort sind seit den frühen Morgenstunden viele teils ehrenamtliche Helfer verschiedener Hilfsorganisationen im Einsatz. Einer von ihnen ist Sebastian Smitmans. Der 33-Jährige Essener ist Zugführer einer Katastrophenschutz-Einheit der Malteser. Im Interview erzählt er, wie er den Einsatz und die Menschen vor Ort erlebt hat.

Herr Smitmans, wie hat heute Morgen alles angefangen?

Sebastian Smitmans: Wir sind heute so gegen 4 Uhr alarmiert worden von der Feuerwehr unter dem Stichwort "Massenanfall von Verletzten" - wir sind ja eine ehrenamtliche Einsatzeinheit, das heißt, ich lag noch im Bett. Als wir dann vor Ort waren, hat sich relativ schnell herausgestellt, dass es doch nicht mehr so viele erwartete Verletzte waren, dafür aber sehr viele Betroffene.

Wie haben Sie den Menschen dann geholfen?

Smitmans: Wir haben uns zusammen mit den Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz und von den Johannitern um die Leute gekümmert. Erstmal ein bisschen was an Getränken geliefert, Kaffee oder Tee gekocht - die waren natürlich auch alle durchgefroren, kamen teilweise im Schlafanzug. Es war also wichtig, dass sie erstmal etwas Warmes bekommen. Viele hatten auch alltägliche Nöte wie "Wo kann ich jetzt mein Handy laden? Wie erreiche ich jetzt meine Angehörigen?"

Wie haben Sie die Betroffenen vor Ort erlebt?

Smitmans: Die Menschen waren tatsächlich sehr sehr gefasst, sehr ruhig. Man hat gemerkt, dass der Schock noch recht tief saß. Wir hatten glücklicherweise auch direkt Kolleginnen und Kollegen von der Notfallseelsorge mit dabei, die Gespräche mit den Betroffenen gesucht haben.

... und wie war die Atmosphäre im Hörsaal?

Smitmans: Es war insgesamt eine sehr ruhige Atmosphäre. Man hat auch gemerkt, als wir heute Morgen Brötchen gereicht haben, dass viele vor Schock noch gar nichts essen konnten. Als dann die Einsatzleiterin, der Oberbürgermeister und der Feuerwehrdezernent vorbei kamen und ihnen mitgeteilt haben, dass die Wohnungen zum Teil nicht mehr bewohnbar sind, haben es die Leute erstmal realisiert.

Sie arbeiten seit 16 Jahren im Katastrophenschutz - inwiefern war das heute auch für Sie eine Ausnahmesituation?

Smitmans: Wir haben es sonst oft mit Bombenentschärfungen zu tun. Da sind die Leute vielleicht etwas verärgert, weil sie gerade nicht nach Hause können. Hier geht es ja um Menschen, die quasi vor dem Nichts stehen, weil alles verbrannt ist.

Worauf kommt es dann an, also im Umgang mit den Betroffenen?

Smitmans: Da muss man mit noch mehr Feingefühl an die Sache rangehen. Und auch andere Wege gehen, weil sie wie gesagt teilweise im Schlafanzug vor uns standen. Da müssen wir dann erstmal Decken verteilen oder Zahnbürsten organisieren, um eine Grundhygiene zu schaffen. Das sind dann teilweise auch für uns neue Aufgaben.

Wie haben Sie das alles dann so schnell organisiert?

Smitmans: Wir bringen tatsächlich schon relativ viel mit. Durch unsere Arbeit für die Stadt Essen hier im Katastrophenschutz haben wir beispielsweise eine Europalette Getränke auf einem Lkw direkt mit dabei oder auch Kaffeemaschinen, sodass wir direkt auch warme Getränke liefern können. Außerdem haben wir einen Grundstock an Hygienematerial, aber letztendlich fahren dann Leute von uns in den örtlichen Drogeriemarkt und kaufen da dann unter anderem Zahnbürsten und Zahnpasta für die Betroffenen ein.

Wie verarbeiten Sie solche ja offenbar sehr emotionalen Einsätze?

Smitmans: Für viele ist das ja nicht der Hauptjob, sondern ein Ehrenamt neben ihrem Beruf als beispielsweise Bauingenieur oder Krankenpflegerin - man redet dann in der Gruppe darüber und verarbeitet das so erstmal ein Stück weit. Man ist natürlich auch ausgebildet und lernt, wie man mit solchen Situationen umgehen kann.