Jubiläum: 15 Jahre Malteser Sprechstunde für Menschen ohne Krankenversicherung

Dr. Herbert Breker (links) erhält die Malteser Verdienstplakette in Silber für sein langjähriges Engagement als Ärztlicher Leiter aus den Händen von Martin Rösler, Geschäftsführer der Malteser im Erzbistum Köln. (Fotos: Malteser)
V.l.n.r.: Das neue ehrenamtliche Leitungsteam der MMM Köln Dr. Heinrich Flammang und Dr. Imke Kreuzer; der scheidende ärztliche Leiter Dr. Herbert Breker, Andrea Ferger-Heiter, Stadtgeschäftsführerin für das Soziale Ehrenamt der Malteser in der Stadt Köln, Martin Rösler, Geschäftsführer der Malteser im Erzbistum Köln und Isabella von Wrede, ehrenamtliche Projektleiterin der MMM Köln.

Köln. Die Sprechstunden der Kölner „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ (MMM) gibt es jetzt seit 15 Jahren.  Engagierte Ärztinnen und Ärzte übernehmen die Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung oder Verletzung. Zum 15. Geburtstag der MMM Köln hatten die Malteser zu einem kleinen corona-konformen Festakt eingeladen. Sie würdigten insbesondere das langjährige Engagement von Dr. Herbert Breker (81) als Ärztlichem Leiter.

Großer Dank ging an das gesamte Team der MMM Köln, das mittlerweile über 30 Ärztinnen und Ärzte sowie Helferinnen und Helfer umfasst, denn die MMM Köln ist eine Teamleistung. „Am heutigen Tag gilt jedoch ein ganz besonderer Dank Dr. Herbert Breker", sagte Martin Rösler, Geschäftsführer der Malteser im Erzbistum Köln. "Seine medizinische Einschätzung und seine Kompetenzen haben in den vergangenen 15 Jahren Leid und Schmerzen gelindert und so manches Menschenleben gerettet.“ Rösler überreichte dem erfahrenen Mediziner für sein langjähriges Engagement als Ärztlicher Leiter die Malteser Verdienstplakette in Silber.

Der 81-jährige Internist hat die MMM Köln von Anfang an begleitet, mit aufgebaut und hat sich jede Woche erneut der vielen Menschen ohne  Krankenversicherung angenommen, die mit Schmerzen, Verletzungen oder Erkrankungen in seine Sprechstunden gekommen sind. 

Es war nicht immer einfach

Breker erinnerte sich, wie 2005 alles angefangen hat. In die ersten Sprechstunden kamen zunächst nur eine Handvoll Patienten pro Tag. Breker: "Wir waren manchmal richtig enttäuscht." Menschen ohne Krankenversicherung, die in Köln zur Behandlung kamen, waren anfangs fast durchweg Ausländer. Oft habe man wegen der Sprachunterschiede mit Händen und Füßen kommunizieren müssen, so Breker.

Und dann wuchsen die Patientenzahlen. Der Höhepunkt wurde mit 4041 Patienten im Jahr 2014 erreicht. Seitdem sanken die Zahlen wieder etwas. 1724 Menschen wurden im vergangenen Jahr in Haus Rita des Malteser Krankenhauses St. Hildegardis in Köln Lindenthal behandelt. Längst seien es nicht mehr nur Ausländer, die die medizinische Hilfe in Anspruch nähmen, berichtete Breker. Die deutschen Patienten sind mittlerweile die zweitgrößte Gruppe. Viele von ihnen seien ehemalige Mitglieder privater Krankenversicherungen, die ihre Beiträge nicht mehr zahlen können. 

Es sei in all den Jahren nicht einfach gewesen, die Versorgung, die die von Ärzten und medizinischem Personal ehrenamtlich erbracht wird, zu finanzieren, erinnerte sich Breker. "Es gab auch schwere Jahre", sagte er. "Wir wussten manchmal nicht, wie wir Rechnungen begleichen sollten" Die MMM ist auf Spenden und Stiftungsgelder angewiesen. Auch wenn das Personal ehrenamtlich arbeitet, entstehen Betriebskosten, beispielsweise für Mieten, Strom, Geräte , Verbrauchs- und Verbandmaterial und Medikamente.

Hohes Ansehen

"Du hast zahlreiche Leben gerettet, da bin ich mir sicher", sagte Martin Rösler in seine Laudatio auf Dr. Breker. "Du hast immer daran geglaubt, dass Menschen ohne Krankenversicherung mit ihren Schmerzen nicht allein gelassen werden dürfen." Man habe auch manche Kritik einstecken müssen, sagte Marin Rösler. "Wenn jemand gefragt hat: Helft Ihr Illegalen? Dann haben wir gesagt: Wir helfen Menschen!" Das Interesse an der MMM sei immer groß gewesen, sagte Rösler. Sogar das Wahlkampfteam Barack Obamas habe 2012 vorbeigeschaut. Das Malteser Projekt MMM genießt großes Ansehen. Schirmherr Kardinal Woelki schickte eine Grußbotschaft zum Jubiläum. Genauso Henning Krautmacher, Sänger der "Höhner". 

Rund 26.300 Behandlungen in 15 Jahren 
 
Im Jahr 2005 haben die Malteser am Krankenhaus St. Hildegardis in Köln-Lindenthal die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung – damals „Malteser Migranten Medizin“ – ins Leben gerufen. Am Anfang gab es nicht viel mehr als das Konzept aus Berlin und die Begeisterung der Kölner Malteser für diese Idee und diesen Dienst. Dr. Herbert Breker war damals als Chefarzt frisch pensioniert und hat sich dieser Herausforderung und Aufgabe gestellt. In sehr einfachen Räumen mit einer rudimentären Ausstattung und einem kleinen Team hat er einfach angefangen. Zunächst mit einer wöchentlichen Sprechstunde für Erwachsene. Im selben Jahr ist Isabella von Wrede als ehrenamtliche Projektleiterin gestartet, die die MMM bis heute begleitet und sich besonders für Spenden einsetzt. Denn das Angebot finanziert sich ausschließlich über Spenden und Stiftungsgelder, es gibt keinerlei staatliche Zuschüsse. Weitere Sprechstunden für Kinder sowie für Zahnbehandlungen sind in den Folgejahren hinzugekommen.

Fast 26.300 Patientenbehandlungen konnten so in den vergangen 15 Jahren durch das engagierte Team an Ärztinnen und Ärzten sowie medizinisch geschulten Helferinnen und Helfern anonym und kostenfrei im Akut- und Notfall geleistet werden. Köln war nach Berlin der zweite Standort für die MMM in Deutschland. Inzwischen gibt es in bundesweit 20 Malteser Standorte der MMM. In Köln arbeiten jetzt 32 Ehrenamtliche im Team. 

Wie geht es weiter?

Die Kölner Malteser wissen die MMM auch weiterhin in besten Händen, denn es wurde bereits ein neues ärztliches Leitungsteam gefunden. Breker übergibt sein Amt an Dr. Heinrich Flammang und Dr. Imke Kreuzer, die die MMM als ehrenamtliches Leitungsteam weiterführen werden. Der 67-jährige Chirurg Dr. Heinrich Flammang war bis vor zwei Jahren Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Kreiskrankenhaus Waldbröl und ist jetzt im Ruhestand. Er engagiert sich seit Juni 2020 ehrenamtlich in der MMM-Erwachsenensprechstunde. Die 55-jährige Internistin und Nephrologin Dr. Imke Kreuzer ist seit acht Jahren ehrenamtlich ebenfalls aktiv in der Erwachsenensprechstunde. 

So funktioniert die MMM

In der Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) finden Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus und Menschen ohne Krankenversicherung Ärztinnen und Ärzte, die die Erstuntersuchung und Notfallversorgung bei akuter Erkrankung oder Verletzung übernehmen. Da viele Patientinnen und Patienten weder eine Praxis noch ein Krankenhaus aufsuchen wollen, helfen die Malteser unter Wahrung der Anonymität. Vernetzungen und Kooperationen mit weiteren Ärzten und medizinischen Einrichtungen, aber auch mit Kirchen, Verbänden und Vereinen ermöglichen zusätzliche Hilfe.

Meilensteine der MMM in Köln

  • 2005    Die „Malteser Migranten Medizin“ Köln (MMM). startet mit einer wöchentlichen Erwachsenensprechstunde
  • 2006    Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner übernimmt die Schirmherrschaft
  • 2008    Das Angebot wird um eine extra Kindersprechstunde erweitert
  • 2012    Umzug in die neuen Räumlichkeiten, jetzt gibt es auch eine eigene Zahnarztsprechstunde
  • 2014    Ein zweiter Zahnarzt-Behandlungsraum wird eingerichtet
  • 2016    Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki übernimmt die Schirmherrschaft von seinem Amtsvorgänger Joachim Kardinal Meisner
  • 2018    Die MMM-Einrichtungen werden bundesweit in „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ umbenannt
  • 2020    Aufgrund der Corona-Pandemie muss die MMM vorübergehend schließen, sie öffnet unter besonderen Hygienebedingungen

 Mehr Informationen: Jahresbericht der MMM Köln für das Jahr 2019: https://bit.ly/30pjRPn