So werden die Spendengelder der Fluthilfe gerecht verteilt

Die Flut hat ganze Häuser einstürzen lassen. (Screenshots: Malteser)
Ingo Radtke koordiniert die Fluthilfe der Malteser. (Screenshots: Malteser)
Orientierung auf einer Karte vom Flutgebiet.

Köln. Die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz. Der Jahrundertregen kam mit schlimmen Folgen für viele Menschen auch bei uns im Rheinland, in der Eifel, im Sauerland. Fast vier Wochen ist es jetzt her, dass auch bei uns in Nordrhein-Westfalen der Regen kam mit schlimmen Folgen für viele Menschen. Zum Glück gab es aber auch einen große Welle der Hilfsbereitschaft nach dieser Flut. Viele Menschen in Deutschland haben gespendet. Kühlschränke, Betten, Waschmaschinen, aber eben auch Geld. Allein über das Bündnis "Aktion Deutschland hilft" sind bislang 172 Millionen Euro zusammengekommen. Was passiert jetzt mit dem Geld? Wer sorgt dafür, das es wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird?

Bei den Maltesern sorgt Ingo Radtke, der ehemalige Generalsekretär von Malteser International, für eine sinnvolle Verteilung an die Flutopfer.

Ingo Radtke steht wieder im Büro. Eigentlich ist er längst in Rente.
Aber seit der Hochwasserkatastrophe koordiniert er für die Malteser die Fluthilfe. "Ich habe das Wasser kommensehen an diesem Tag", sagt er. "Ich bin selber Erftstädter, wohne in Friesheim, habe großes Glück gehabt. Ich habe gesehen, wie das Dorf vollief und bin selber - Gott sei Dank - verschont geblieben. Und seitdem bin ich im im Prinzip im Einsatz."

22 Jahre lang hat Ingo Radtke Not- und Katastrophenhilfe auf der ganzen Welt geleistet, hat Tsunami-Folgen gesehen, Erdbebengebiete. Jetzt hilft er vor der Haustür. "Man muss in gewisser Weise Distanz aufbauen können zur Situation", sagt Ingo Radtke. "Sonnst kann man nicht effizient arbeiten. Diese Distanz ist dann da. Wenn man abends zur Ruhe kommt, dann das Ganze im Kopf verarbeitet oder im Traum merkt man: Na, das ist jetzt etwas Anderes, weil es sich in Gegenden abspielt, die Du kennst. Plötzlich hat sich die Umgebung verändert."

Seit dem Hochwasser ist Radtke mit den Teams der Malteser in den Flutgebieten in NRW und Rheinland-Pfalz unterwegs. Er spricht mit Ortsbürgermeistern und mit Betroffenen. Radtke: "Über die Sofortmaßnahmen entscheiden wir in einem sehr kleinen Kreis, sehr spontan und sehr schnell, was gemacht wird. Jetzt zum Beispiel Bautrockner. Bautrockner waren eine wesentliche Sache oder Hochdruckreiniger. Solche Sachen. Wir sind jetzt dabei, in Absprache mit den Ortsbürgermeisterinnen und -bürgermeistern uns auf die Soforthilfezahlungen vorzubereiten."

Soforthilfen, also kleinere Beträge, soll es unkompliziert geben. Doch viele Betroffene brauchen mehr als das. Spendengelder sind da. Aber wie kommen sie an die richtigen Stellen? Die Stadt Erfstadt schreibt: "Um die gerechte und transparente Verteilung der Spenden zu gewährleisten, hat die Erfstädter Bürgermeisterin nach einer neutralen Schiedsperson gesucht." Ein Ombudsmann soll sich um die faire Verteilung kümmern.

In Erftstadt sind mehr als fünf Millionen Euro auf dem Spendenkonto eingegangen. Beim Bündnis "Aktion Deutschland hilft" sind es schon 172 Millionen Euro. Doch an dieses Geld kommen nur Hilfsorganisationen wie die Malteser.

Ingo Radtke erläutert: "Grundsätzlich die ersten Leistungen, die erbracht werden, sind die Versicherungsleistungen. Dann kommt der Staat mit Bundesmitteln, Landesmitteln oder kommunalen Mitteln. Und dann bleibt im Zweifelsfall immer noch ein Loch, das die Menschen selber füllen müssten. Und dann kommen wir und machen eine Bedürftigkeitsprüfung. Das sind Einzelprüfungen. Die brauchen viel Zeit. Aber diese Zeit müssen wir uns nehmen."

Wer also über die kleinen Soforthilfen hinaus Unterstützung braucht, kann sich bei Ortsbürgermeistern oder bei den Maltesern direkt melden. Aber klar ist: Die großen Spenden, etwa um Häuser wieder aufzubauen, werden Zeit brauchen. Radtke: "Die letzte Rechnung der Flut 2013, die abgrechnet wurde, nach vielen, vielen Dingen mit Behörden und so, hat mein Vorgänger vor vier Wochen unterschrieben. So lange kann eine Fluthilfe dauern."

Diesmal soll es schneller gehen. Nach seinem letzten Einsatz vor der Haustür möchte Ingo Radtke nämlich wirklich in Rente gehen. 


Kontakt aufnehmen und helfen

Kontakt Projektteam „Malteser Fluthilfe 2021“ in Nordrhein-Westfalen:
E-Mail: fluthilfe.nrw@malteser.org

Spendenkonto:
Malteser Hilfsdienst e.V.
IBAN: DE 1037 0601 2012 0120 0012
S.W.I.F.T.: GENODED 1PA7
Stichwort: „Nothilfe in Deutschland“